Es war ein Fußballfest mit Rekordkulisse, als 2006 der FC United auf den 1.FC Lok traf. Ohne das Engagement von Matthias Löffler wäre diese Partie wohl nie zustande gekommen. Foto: Jan Kaefer (Archiv) |
Source: Leipziger Internet-Zeitung (GER)
Jan Kaefer
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Fußball ist aus dem Leben von Matthias Löffler nicht wegzudenken. Was der freie Journalist zur Entwicklung beim 1.FC Lok Leipzig denkt und warum er regelmäßig zu den Spielen eines englischen Vereins aus der 7. Liga reist, verrät er für die L-IZ-Serie "Wovon Leipziger träumen".
Würden Sie sich unseren Lesern bitte kurz vorstellen?
Seit meiner Geburt am 1. September 1982 bin ich Leipziger mit Leib und Seele. Als freier Journalist arbeite ich derzeit beim Mitteldeutschen Rundfunk und habe von 2006 bis 2009 für den 1. FC Lok Leipzig ehrenamtlich bei der Pressearbeit mitgewirkt.
Wie zufrieden sind Sie persönlich mit dem zu Ende gehenden Jahr? Welche Wünsche und Pläne haben sich erfüllt? Was lief nicht so optimal?
Anfang des Jahres konnte ich mein Studium der Politikwissenschaft, Sportwissenschaft und Journalistik nach gut fünf Jahren erfolgreich beenden. Daher bin ich schon zufrieden mit 2010. Zudem habe ich mit zwei Freunden eine interessante aber leider zu kurze Reise in die Mongolei unternehmen können. Dabei haben wir auch gleich am ersten Mongolia-Marathon teilgenommen – aber nur über die halbe Distanz von 21 Kilometer.
Nicht so optimal beziehungsweise eher suboptimal verlief dieses Jahr der sportliche Werdegang für meinen 1. FC Lok, der seit 1985 und dem ersten Stadion-Besuch mit meinem Vater mein Verein ist.
Haben Sie "gute Vorsätze" für 2011 oder lassen Sie das Jahr lieber auf sich zukommen?
Mit Vorsätzen ist es so ähnlich wie mit Karneval: Auf Kommando und an einem bestimmten Datum wird alles gemacht, was auch zu allen anderen Zeitpunkten gehen würde. Das ist eher nicht mein Ding, wobei man natürlich in diesen Tagen vorm Jahreswechsel Zeit hat mal innezuhalten und nachzudenken, was man zukünftig anders oder genauso machen könnte. Ansonsten gehe ich im Januar nach Manchester, das wird bestimmt eine feine Sache. Dort werde ich dann beim FC United mitarbeiten.
Fußball scheint in Ihrem Leben eine wichtige Rolle zu spielen, Sie fahren unter anderem regelmäßig zu den Spielen des FC United of Manchester. Was verbindet Sie ausgerechnet mit diesem kleinen Verein, wie ist Ihre Leidenschaft entfacht worden?
Das ist eine längere Geschichte. Im April 2005 habe ich in einem Leipziger Pub mit einem Engländer aus Manchester geplaudert. Er erzählte mir davon, dass Fans von Manchester United einen eigenen Verein gründen wollen, da der amerikanische Spekulant Malcolm Glazer den großen Klub kaufen will. Zudem ging es den Anhängern darum die groteske Kommerzialisierung, die astronomischen Eintrittspreise und den Umtausch von Fans in Kunden zu kritisieren. Genau dieser FC United of Manchester spielte dann am 12. Mai 2006 – haargenau ein Jahr nach der Übernahme von Manchester United durch Glazer – im Bruno-Plache-Stadion vor 7.426 Zuschauern gegen den 1. FC Lok Leipzig, Endstand der Riesenparty: 4:4. Noch immer die größte Kulisse vor der der FC United seit seiner Gründung gespielt hat. Der Heimrekord wurde am 8. Dezember 2010 aufgestellt, da war ich auch zu Gast. Im FA Cup Wiederholungsspiel der 2. Hauptrunde setzte es eine 0:4-Niederlage gegen Brighton & Hove Albion vor 6.731 Zuschauern. Bedenkt man aber, dass etwa 120 Teams und drei Ligen zwischen beiden Teams lagen, ist das ein großer Erfolg.
Seit gut fünf Jahren gibt es nun den FC United, nach drei Aufstiegen spielen sie derzeit in der 7. Liga und haben 2.000 Zuschauer im Durchschnitt. Zudem arbeitet der FC United an einem eigenen Stadion-Gelände, da sie seit Gründung nur Mieter bei einem Viertligisten sind. Ein Projekt für etwa 4,5 Millionen Euro, bei dem der Verein über Spenden und ein Beteiligungsprogramm über 2,5 Millionen einbringen will, ein Großteil der Gelder und die Baugenehmigung sind bereits da. Wenn die 5.000 Zuschauer fassende Arena steht, rückt auch ein Rückspiel gegen den 1. FC Lok immer näher. Mit seiner absoluten Fannähe, der sozialen Verantwortung durch verschiedene Programme innerhalb von Manchester und dem professionellen Ansatz es anders machen zu wollen, beeindruckt der FC United. Auch mich beeindruckt das.
Außerdem hängt Ihr Herz am 1.FC Lok Leipzig - wie sollte Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr die Entwicklung dort weitergehen?
Zunächst sollte ein möglicher Abstieg in der laufenden Saison verhindert werden. Für den Gesamtverein ist es aber vor allem wichtig, dass es wieder Visionen und ein tragfähiges Konzept gibt. Denn die treuen Anhänger müssen wieder mehr ins Boot geholt werden. Ein Gefühl des Miteinanders soll herrschen. Denn genau darin liegen die stärken eines Vereins im Gegensatz zu einem Projekt.
Lok-Fans haben dazu aufgerufen, für die Nachwuchsabteilung zu spenden, um so den im Raum stehenden Kooperationsvertrag mit Rasenballsport abzuwenden und die darin vereinbarte Zahlung von jährlich 10.000 Euro aus eigener Tasche aufzubringen. Was halten Sie davon? Ist das ein Weg, der Erfolg verspricht?
Der positive Aktionismus dieser Initiative ist toll. Anfangs wurde diese Idee allein über das Internet-Fan-Forum verbreitet und inzwischen sind bereits über 7.000 Euro eingegangen. Das zeigt doch wie wichtig eben doch Tradition, Identifikation und Herzblut sind. Gepaart mit einem vernünftigen Konzept ist Erfolg garantiert. Aber nicht nur im sportlichen Sinne. Wenn die Struktur und das Vereinsleben stimmen, können auch mal die Ergebnisse schwanken.
Was möchten Sie darüber hinaus noch sagen?
Bleiben wir beim Fußball. Erstligafußball wird immer uninteressanter für mich. Der Zuschauer im Stadion ist eher störend und sollte, wenn überhaupt, mit zurückhaltendem Klatschen auffallen. Die Atmosphäre, die Emotionen, die von allen Werbetreibenden immer mit dem Fußball verbunden werden, gehen immer mehr verloren. Richtiges „Fußball-Feeling“, also auch die Langeweile eines Spiels, das eben kein Event mit dauerndem Feuerwerk ist, werden wohl bald nur noch in unteren Ligen zu finden sein. Schade, aber damit muss man leben und das Beste daraus machen.