Thursday, April 28, 2011
Zum Auswärtsspiel in die Heimat
Source: ZDF
Der Schalke-Fan Stuart Dykes (@stuartdykes) gründete 2005 den FC United of Manchester
von Stefan Bunse
FC Schalke 04 erlebt am Dienstag mit dem Heimspiel im Champions-League-Halbfinale gegen Manchester United das bisher größte Spiel der Vereinsgeschichte. Stuart Dykes ist da ein gefragter Mann. Denn keiner kennt das Seelenleben beider Vereine besser als er.
Lange Jahre war der 47-Jährige Vorsitzender des Manchester-United-Fan-Klubs "Krefeld Reds" und gleichzeitig Mitglied der Schalker Fan-Initiative. Seit dem 12. Mai 2005 hat der in Mansfield bei Nottingham geborene Engländer allerdings mit dem Rekordtitelträger aus seiner Heimat gebrochen.
Stiller Protest
An diesem Tag hatte der US-Milliardär Malcom Glazer den Verein übernommen. "Glazer bekommt von mir keinen Penny", schwor sich Dykes damals. Der Schwur hält bis heute, seit jenem Tag hat Dykes das Stadion in Manchester aus Protest gegen die Übernahme nicht mehr betreten.
Zitat
„Glazer bekommt von mir keinen Penny“
Stuart Dykes
Den Verein eines Unternehmers, dessen einzige Motivation "die eigene Gewinnmaximierung" ist, wollte er ab der Übernahme nicht mehr unterstützen. Zusammen mit 4000 weiteren entrechteten und desillusionierten Fans gründete Dykes als Opposition den "FC United of Manchester" und begann in der zehnten englischen Liga von vorn.
Immerhin 6000 Zuschauer
Inzwischen spielt der Klub vor bis zu 6000 Zuschauern in der siebten englischen Liga und hat Fanklubs in Australien, Neuseeland und USA. In dieser Saison winkt gar ein Platz für die Aufstiegsrunde zur sechsten Liga. "Malcolm Glazer, wo immer du auch bist: Du hast Manchester United gekauft, aber mich wirst du niemals kaufen!" So lautet bis heute bei allen Spielen des "FCUM" das verbalisierte Mahnmal an den Investor.
Vor 27 Jahren kam Dykes als Student nach Duisburg - und blieb im Ruhrgebiet. Schnell engagierte er sich in der Schalker Fan-Initiative - zum Beispiel gegen Rassismus. Wie sehr er seinem Heimatverein in England aber trotz der "emotionalen und geographischen Distanz" noch immer verbunden war, wundert ihn manchmal selbst.
Einst Miteigentümer von ManUtd.
Einst gehörte ihm sogar ein Stück United. Seine Anteile in Höhe von 120 Pfund an dem ehemals börsennotierten Verein musste Dykes aber 2005 an Glazer verkaufen. "Ich wollte das nicht, aber nachdem er 90 Prozent der Aktien erworben hatte, musste ich sein Angebot annehmen."
Dykes arbeitet derzeit für die UEFA an einem Projekt der englischen Fanorganisation Supporters Direct. Borussia Mönchengladbach und der FC Schalke 04 greifen gerne auf die Dolmetscher-Dienste des Briten zurück. Aber anstatt auf der Pressekonferenz vor dem Hinspiel in Gelsenkirchen für ManUnited-Trainer Sir Alex Ferguson zu übersetzen, besuchte er am Ostermontag das letzte Saisonspiel seines "FCUM" an der Gigg Lane in Manchester.
Nicht erwartet
"Das war lange geplant", sagt Dykes, "dass Schalke das Halbfinale der Champions League erreichen würde, konnte keiner ahnen. Immerhin habe ich den Rückflug aus England so gelegt, dass ich am Abend das Spiel in der Arena sehen und mich zuvor mit meinen alten Freunden aus Manchester auf ein Bier in der Schalker Fankneipe treffen kann."
Ausnahmsweise: Bruch mit dem Schwur
Und gegen seine eigentliche Überzeugung will Dykes beim Rückspiel am 4. Mai in Manchester das Old Trafford erstmals seit sechs Jahren wieder betreten. "Nach der Auslosung habe ich gesagt, ich fahre nach Manchester, treffe mich mit meinen Kumpels und gucke mir das Spiel dann im Fernsehen an", erzählt er. Aber seine Liebe zu den Königsblauen war stärker: "Gegen Schalke kann ich nicht draußen bleiben. Ich muss meinen Verein unterstützen."
Bei seinen Kumpels vom FC United of Manchester habe er sich für seinen "Verrat" schon entschuldigt. Dykes lacht: "In zwei Wochen fahre ich zum ersten Mal in meinem Leben zu einem Auswärtsspiel nach Manchester. Bis 2005 habe ich gehofft, dass es nie zu diesem Spiel kommt. Aber jetzt werde ich lauter schreien als jeder andere Schalker."