Tuesday, March 14, 2006

Neuer Klub mit alter Seele

Source: Neues Deustchland

Ropey Translation Here

Manchester hat jetzt zwei Uniteds


Von Christian Bunke

Im Juni vergangenen Jahres gründeten rund 1000 enttäuschte Fans von Manchester United ihren eigenen Fußballklub, FC United of Manchester. Die Übernahme von Manchester United durch den US-Milliardär Malcolm Glazer war der Tropfen, der für diese Fans das Fass zum überlaufen brachte. Ein neuer Verein musste her, der Fußball mit Seele wieder für Fans erlebbar machen sollte, ohne Kommerz und zu bezahlbaren Preisen.
Viele zweifelten damals an der Durchführbarkeit des Projektes. So zum Beispiel Tommy Baldwin, der Vorsitzende des Klubs Blackpool Mechanics. »Kein Mensch kann ernsthaft glauben, dass die Leute aufhören, zu Manchester United zu gehen, nur weil ihnen nicht gefällt, wem der Klub gehört. Ich hätte liebend gerne 1500 Fans hier in Blackpool zu Besuch, aber dies wird nicht passieren.«

Baldwin sollte irren: Am 18. Februar 2006 kamen 5000 Fans zum Match zwischen Blackpool Mechanics und FC United – in die neunte Liga, die North West Counties League, Second Division. Die Züge von Manchester nach Blackpool waren am Wochenende überfüllt, der Badeort wurde zu einem Kurzurlaubsziel für singende Fans.
Der FC United hält seit Beginn der Saison 2005/06 die Tabellenspitze in der 2. Amateurregionalliga im englischen Nordwesten. Der Aufstieg scheint sicher. Die Spieler kommen teilweise aus den Akademien britischer Premierleague Teams wie Manchester City, andere haben viele Jahre als Profispieler in verschiedenen britischen Fußballigen hinter sich.

Der FC United legt Wert auf demokratische Spielregeln. Im Gegensatz zu den englischen Profiklubs gehört der FC United seinen Fans. Und die bestimmen auch die Richtung, in die der Klub läuft. Viel Wert wird auch auf die Jugendarbeit gelegt. Beim Freundschaftsspiel des FC United of Manchester gegen Glossop North End AFC liefen beispielswiese drei 16-Jährige auf, deren erster Klub United heißt.
Für Jugendliche unter 18 Jahren beträgt der Eintrittspreis bei Heimspielen zwei Pfund und gehört somit zu den niedrigsten im Land. Die Tickets so billig wie möglich zu lassen, gehört zu den erklärten Vereinszielen. Diese Preispolitik soll das Stadionerlebnis Fußball für eine völlig neue Fangeneration ermöglichen.
Innerhalb eines halben Jahres entstand eine lebhafte Fankultur mit unabhängigen Fanklubs, Fanzines, Flaggen, Fahnen und natürlich Gesängen. Viele FC-United-Anhänger konnten sich die Eintrittspreise für Old Trafford, das Stadion des »großen Bruders« Manchester United, nie leisten.

Dass sie alle dennoch der alten ManU-Schule entstammen, kann man den Gesängen der FCUM-Anhänger entnehmen, in denen neben dem verhassten neuen ManU-Eigner Glazer und dem Bezahlsender Sky in altbekannter Manier der Lokalrivale Manchester City geschmäht wird: »Don't pay Glazer, don't pay Sky. Still singing City's gonna die.« Übersetzt: »Wir zahlen nicht für Glazer und auch nicht für Sky. Wir singen immer noch, dass City sterben muss.«

Und an anderer Stelle wird die alte Liebe zu ManU beschworen: »Es gibt zwei Uniteds, doch die Seele ist eins!«