Wednesday, April 26, 2006

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Bury war fest in roter Hand: Wie der FC United of Manchester den Aufstieg feierte

Von Christian Bunke

Der vergangene Samstag war der Tag des Aufstiegs für den FC United of Manchester. Beim letzten Heimspiel der Saison wurde die Titeltrophäe der »North West Counties League, Second Division« verliehen. Gebührend feierten die FC-Fans diesen Erfolg ihres Verein, den es Anfang 2005 noch gar nicht gab.

Als einige Manchester-United-Fans im Laufe des vergangenen Jahres beschlossen, einen eigenen Verein aufzumachen, wurde dies von den Medien als naiver Tagtraum belächelt. Als der FC United am Samstag den Aufstieg bejubelte, waren sogar Kamerateams aus Fernost vor Ort.

Für manche Kneipenbetreiber im Zentrum von Manchester war die Aufstiegsfeier ein Grund zur Panik. FC-Fans sind bei ihnen für Protestaktionen gegen ManU-Sponsoren verschrien. Die Bewegung gegen die fortschreitende Kommerzialisierung des teuersten Clubs der Welt ist in letzter Zeit erstarkt. »Im Internet kursieren Gerüchte, es soll heute Proteste geben«, meinte ein hysterisierter Kneipier am Samstag. »FC-United-Fans kommen hier heute nicht rein«. Mit den zum FA-Cup-Halbfinale angereisten Chelsea- und Liverpool-Fans, die sich zum selben Zeitpunkt bei ihm versammelten, hatte er keine Probleme.

Die weit über 6000 FC-Fans ließen sich das Feiern nicht vermiesen. Bury, der Stadtteil, in dem der FC United sein provisorisches Domizil hat, war fest in roter Hand. In der überschwenglichen Atmosphäre geriet das Spiel zur Nebensache, die es auch war. Nur so viel: Die Heroen vom FC United verbrachten einen guten Teil der 90 Minuten damit, leicht verkatert aus der Wäsche zu schauen, verloren 0:1, sehr zum Vergnügen der Gastmannschaft Great Harwood Town.

Das hat von den Fans aber kaum einer mitbekommen, war auch egal. Der FC hatte als Tabellenführer sowieso einen Vorsprung von 23 Punkten. Nach dem Spiel folgte die obligatorische Parade im oben offenen Bus. Es war wahrscheinlich die kürzeste Busparade der Welt, zur Kneipe direkt um die Ecke. Hunderte folgten, Bury wurde zur Partyzone.

Nicht nur sportlich hat der FC in dieser Saison viel erreicht. Es gibt über 20 Fanclubs, auch in Polen und Deutschland. 100 Jugendliche aus Manchester haben einen eigenen, selbst organisierten.

Für die kommenden Monate ist der Aufbau einer Jugendmannschaft, eines Reserveteams und eines Frauenteams geplant. So will FC dem Anspruch gerecht werden, Lücken im sportlichen Leben Manchesters zu füllen.

In der beendeten Saison führten die Auswärtsspiele durch eine ganze Reihe unbekannter Kleinstädte und Dörfer. Ein Höhepunkt war sicherlich der Trip zum Auswärtsspiel gegen Blackpool Mechanics, mit 5000 Fans. Am 12. Mai soll es nach Leipzig gehen.

Der FC United ist nicht der erste Unterklasse-Club aus Manchester, der auf internationalem Parkett zu touren beginnt. Ein kleines Team aus Südmanchester namens Cheadle Town spielte bereits in 30 Ländern, unter anderem vor 65000 Zuschauern in Mexiko City. Der FC United wird dem nacheifern. Ein Transparent hat bisher alle Auswärtsspiele mitgemacht: »FC United, coming to a town near you.«